BIRMINGHAM – AUF EINEN BLICK!
- ssu-office
- 26. Mai 2017
- 7 Min. Lesezeit
BIRMINGHAM – AUF EINEN BLICK!

Willkommen in Birmingham, einer vielgestaltigen und dynamischen Stadt mit einem faszinierenden Industrieerbe. Hier kann man das Kanalnetzwerk der Stadt erforschen, im historischen Jewellery Quarter einkaufen und einen Balti-Curry genießen, der zum leckeren Wahrzeichen Birminghams geworden ist.
Die Stadt ist Zentrum der britischen Metallverarbeitung und liegt östlich des „Black Country“ – benannt nach den rauchenden Schloten, die die Industrielle Revolution hier konzentrierte. Sie hat sich aber längst – wie andere Städte der Region (Wolverhampton, Dudley oder Coventry) – zu einem modernen Dienstleistungszentrum mit futuristischen Hochhäusern gewandelt. Das Black Country Living Museum, ein Freilichtmuseum in Dudley mit Original-Häusern und Handwerksbetrieben vermittelt aber einen Eindruck vom früheren Alltag.

Birmingham wird oft Brum genannt (abgeleitet vom alten Namen Brummagem), dessen Einwohner Brummies. Birmingham ist eine der ethnisch vielfältigsten Städte Großbritanniens. Ein großer Teil der Bevölkerung stammt aus der Karibik, vom indischen Subkontinent und aus Irland. Die mit Abstand größte ethnische Minderheit stellen die Britisch-Pakistaner, mit etwa 150.000, vor allem aus dem von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs. Birmingham ist die Stadt, in der die meisten Kaschmiris außerhalb Kaschmirs leben. Sie sprechen fast ausschließlich Punjabi als Erstsprache. Laut der Volkszählung von 2001 gehören 29,7 % der Einwohner ethnischen Minderheiten an. In der Stadt leben die meisten Rastafaris außerhalb von Jamaika und hier findet die drittgrößte Parade zum St. Patrick’s Day statt (nach Dublin und New York). Im Jahre 2001 gehörten 29,7 % der Bevölkerung ethnischen Minderheiten an, davon 10,6 % aus Pakistan, 6,1 % aus der Karibik und 5,7 % aus Indien.

Millionen von Touristen besuchen Birmingham jedes Jahr, und die Stadt bietet nach dem West End in London die besten Einkaufsmöglichkeiten des Landes. Das einst von riesigen grauen Industrieanlagen geprägte Erscheinungsbild der Stadt wurde in den letzten Jahren merklich aufgefrischt und verschönert.

Birmingham gehört zur Stadtgrafschaft West Midlands. Nachbarstädte sind Solihull und Coventry im Osten sowie die zur Black Country gehörenden Metropolitan Counties Sandwell, Dudley, Walsall und Wolverhampton im Westen und Nordwesten.
Kleine Bauerndörfer existierten bereits während der Bronzezeit in der Region um Birmingham. Zur Zeit des Römischen Reiches (↗ Großbritannien in römischer Zeit) führte eine wichtige Straße durch Birmingham und es existierte ein römisches Lager in den heutigen südlichen Vororten. Es wurde auch eine kleine römische Siedlung (vicus) ausgegraben.

Nach dem Rückzug der Römer war die Gegend um Birmingham nur sehr dünn besiedelt, da die schlechte Qualität des Bodens keine produktive Landwirtschaft zuließ. Das heutige Stadtgebiet war zum größten Teil bewaldet.
Der Name Birmingham stammt vom angelsächsischen Beormaham (Dorf der Sippe von Beorma). Beorma war vermutlich ein lokaler Stammesführer. Später wurde daraus Brummagem und schließlich Birmingham. Im Bereich des Stadtteils Digbeth im Stadtzentrum zeigen heute Straßennamen wie Rea Street an, dass eine Siedlung an einer Furt durch den River Rea in diesem Bereich die Keimzelle Birminghams war.

Nach der Eroberung Englands durch die Normannen wurde die Gegend ein Lehen der Familie de Birmingham, die dort eine kleine Bauernsiedlung errichten ließen. Im Domesday Book wird Birmingham als relativ unwichtiges Dorf mit einem Wert von nur gerade 20 Shilling erwähnt.
Im Jahre 1154 erhielt der Lehnsherr Peter de Birmingham das Recht, Märkte durchzuführen. Der Markt, der Bull Ring genannt wurde, ermöglichte den Aufstieg von einem winzigen, unbedeutenden Bauerndorf zu einem wohlhabenden Handelszentrum. Bereits um 1300 war Birmingham die drittgrößte Siedlung in der Grafschaft Warwickshire, hinter Coventry und Warwick. Die Familie de Birmingham kontrollierte die Gegend bis 1527, als der Herzog von Northumberland das Lehen übernahm.
Vom 15. Jahrhundertan wurde Birmingham Zentrum zahlreicher metallverarbeitender Betriebe sowie der Waffenherstellung (Schwerter und Gewehre). Die Lage Birminghams im Landesinnern, fern ab der Seehandelswege, bedeutete, dass Waren von hoher Qualität produziert werden mussten, um auf dem Exportmarkt überhaupt eine Chance zu haben. Der Name Birmingham war deshalb bald gleichbedeutend mit Qualität.

Der Waffenhandel wurde vor allem durch den englischen Bürgerkrieg angekurbelt. 1642 wurde Birmingham von königlichen Truppen verwüstet. Aus diesem Grund schloss sich die Stadt der Sache der Parlamentarier an und lieferte Waffen an deren Armee. Nicht weniger als 15.000 Schwerter sollen für die Truppen von Oliver Cromwell produziert worden sein.
Die gut ausgebildeten Arbeitskräfte und die Tatsache, dass Birmingham nahe den Kohlefeldern von Warwickshire und Staffordshire lag, hatten zur Folge, dass die Stadt rasch wuchs. Am Ende des 18. Jahrhunderts war Birmingham bereits die größte Stadt von Warwickshire.
Um 1800 herum wurde ein weitverzweigtes Netz von Narrowboat-Kanälen gebaut, die das Wachstum der Stadt weiter begünstigten. In den 1830ern wurden Eisenbahnlinien nach Liverpool, Manchester und London gebaut. Birmingham New Street wurde einer der wichtigsten Bahnhöfe des Landes.

Um 1850 war Birmingham bereits die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie wurde Standort zahlreicher industrieller Produktionsstätten, wie z. B. der bedeutenden britischen Fahrzeug– und Rüstungsschmiede BSA, und erhielt bald, der riesigen Bandbreite von Gütern, die hier produziert wurden wegen, den Übernamen City of a thousand trades. Allerdings machten die vielen Industrieanlagen die Stadt zu einem grauen, ungesunden und unfreundlichen Ort. 1896 erhielt Birmingham das Stadtrecht. Zwischen 1889 und 1911 wurden die Vorstädte Aston, Edgbaston, Erdington, Handsworth, Kings Norton, Northfield und Yardley eingemeindet.

Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden in Birmingham vielfältige Rüstungsgüter hergestellt: Munition, Panzerfederungen, Stahlhelme und Minen. Auch Jagd- und Bomberflugzeuge wurden gebaut (Hawker Hurricane, Avro Lancaster, Supermarine Spitfire).
Die Stadt erlitt während des Zweiten Weltkriegs große Zerstörungen durch Bombardierungen der deutschen Luftwaffe. Über 5.000 Menschen wurden getötet und über 6.000 Häuser zerstört.

Nach Kriegsende wurden viele der heruntergekommenen Arbeiterviertel abgerissen, da sie sich teilweise zu Slums entwickelt hatten. Große Teile der Stadt mitsamt dem Stadtzentrum wurden neu gebaut. Nach einer Kommunalreform im Jahre 1974 wurde die Vorstadt Sutton Coldfield eingemeindet und Birmingham wurde eine kreisfreie Stadt.
Ab 1950 setzte eine große Einwanderungswelle ein. Viele Menschen aus den Commonwealth-Staaten zogen nach Birmingham und in die nähere Umgebung. Ab 1980 kam ein zweiter Einwanderungsschub, diesmal von Menschen aus dem Kosovo und aus Somalia. Auseinandersetzungen zwischen Minderheiten und der Polizei führten 1985 zu Rassenunruhen.

Seit den 70er-Jahren wandelt sich Birmingham von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsstadt. Sinnbild dieser urbanistischen Erneuerung ist unter anderem Brindleyplace. Neben dem Flughafen wurde das National Exhibition Centre gebaut, das größte Messegelände des Landes. Interessant hierbei ist, dass sowohl Flughafen als auch Messe eigentlich gar nicht zu Birmingham gehören, sondern zur Nachbarstadt Solihull. 1998 fand in Birmingham ein G8-Gipfel statt. 1999 fand hier der weltweite IUGG-Kongress statt. Birmingham kandidierte erfolglos als europäische Kulturhauptstadt 2008.
Zur Zeit der Industriellen Revolution blühten Birmingham und die umliegenden Gebiete auf. In den Fabriken wurden Schwerter, Kanonen, Pistolen, Uhren, Schmuck, Eisenbahnwaggons und Dampfmaschinen hergestellt.
Das Gun Quarter (deutsch „Waffenviertel“) ist ein Viertel von Birmingham, das viele Jahre ein Zentrum der Waffenindustrie der Welt war. Der erste aufgezeichnete Pistolenhersteller in Birmingham war im Jahre 1630, und lokal hergestellte Musketen wurden im englischen Bürgerkrieg verwendet.

Es ist ein Industriegebiet im Norden des Stadtzentrums, begrenzt von Steelhouse Lane, Shadwell Street und Loveday Street, spezialisiert auf die Herstellung von militärischen Feuerwaffen und Sportwaffen. Nach dem großen Stadtentwicklungsplan von 2008 ist das Waffenviertel jetzt ein Bezirk innerhalb von Birmingham City Centre. Viele Gebäude in der Gegend sind nicht genutzt, aber es gibt Pläne für eine Sanierung, einschließlich in der Shadwell Street und der Vesey

Obwohl Birmingham über 100 Kilometer vom Meer entfernt liegt, wurden hier sogar Schiffe hergestellt; die vorfabrizierten Einzelteile wurden dann an der Küste zusammengesetzt.
1836 wurde die erste Filiale der Midland Bank eröffnet. Sie war eine der größten Banken des Landes und gehört heute zum HSBC-Konzern. Bis 2003 wurden in der Birmingham Mint, der ältesten unabhängigen Münzprägestätte der Welt, Münzen hergestellt. Birmingham ist ein Zentrum der Bier- und Schokoladenindustrie. Bis zum Konkurs der MG Rover Group im Jahr 2005 wurden im Stadtteil Longbridge Wagen der Marke MG und Rover produziert.
Obwohl die Industrie noch immer eine wichtige Rolle einnimmt, wird ihre einstige Bedeutung vom Dienstleistungssektor langsam aber sicher übertroffen; auch der Finanzsektor und der Tourismus werden immer wichtiger.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte der Großraum Birmingham ein Bruttoinlandsprodukt von 121,1 Milliarden US-Dollar (KKB) womit es das zweitgrößte Wirtschaftszentrum des Landes ist. In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte er damit den 112. Platz. Das BIP pro Kopf betrug 31.571 US-Dollar. Insgesamt sind 1,8 Millionen Personen in dem Metropolraum beschäftigt.
In den späten 1960er Jahren entwickelte sich in Birmingham der Heavy Metal mit Bands wie Black Sabbath, Judas Priest, Magnum, The Fortunes, The Move. Auch die Band Napalm Death stammt aus Birmingham.

Die Firma Bradmatic mit Sitz in Birmingham entwickelte und stellte das Mellotron her, einen der ersten brauchbaren Synthesizer, der einen bedeutenden Einfluss auf die Rockmusik jener Zeit ausübte.
In Birmingham begannen zahlreiche Blues- und Progressive-Rock-Bands ihre Karriere, unter anderem The Spencer Davis Group, The Moody Blues, Traffic und Electric Light Orchestra.

Auch diverse bekannte Sänger und Songwriter stammen aus Birmingham oder begannen dort ihre Karriere, darunter Steve Winwood, Carl Palmer (von Emerson, Lake and Palmer), Phil Lynott (von Thin Lizzy), Jeff Lynne, Ozzy Osbourne oder Joan Armatrading.
Nach der Einwanderungswelle aus den Karibikstaaten in den 1970ern wurde die Reggae-Musik immer bedeutender; die bekanntesten Vertreter sind UB40 und Steel Pulse.

In den 1980ern wurden weitere Bands aus Birmingham wie Duran Duran oder Dexys Midnight Runners weltbekannt.
In den 1990ern wurde Birmingham Zentrum des britischen Hip-Hop, des House und des von indischen Elementen beeinflussten Bhangra.
Beliebte Veranstaltungsorte für Pop- und Rockkonzerte sind die NEC Arena und die National Indoor Arena.
In der National

Arena wurde der Eurovision Song Contest 1998 ausgetragen.
Birmingham besitzt zwei bekannte klassische Institutionen, das City of Symphony Orchestra (CBSO) und das Birmingham Royal Ballet. Beim CBSO wirkte Simon Rattle als Dirigent und Leiter von 1980 bis 1998, als er aufgrund der schlechten finanziellen Ausstattung des Orchesters seinen Vertrag nicht mehr verlängern wollte. Von 1784 bis 1912 fand das Birmingham Triennial Music Festival statt, das damals als das beste Musikfestival Großbritanniens galt. Berühmte Komponisten wie Mendelssohn und Dvořák schrieben eigens für dieses Festival neue Kompositionen.

Birmingham besitzt zahlreiche Theater und Kunstmuseen. Die Stadt übernahm auch eine Pionierrolle in der Graffiti- und Hip-Hop-Kultur. Hier finden zahlreiche kulturelle Großveranstaltungen statt, zum Beispiel die drittgrößte Parade der Welt zum St. Patrick’s Day (nach Dublin und New York), die Militärshow „Birmingham Tattoo“ oder das Birmingham Film Festival. Seit Ende des 19. Jahrhunderts findet in Birmingham mit der Hundeausstellung Crufts eine der weltweit größten und ältesten Messen dieser Art statt.
Zu Weihnachten findet ein Frankfurter Markt in der Stadtmitte statt. Dort wird zum Beispiel deutsche Küche verkauft, sowie deutsche Kunstwerke, Schmuck, Kleider usw.

Die öffentliche Bibliothek Library of Birmingham wurde am 3. September 2013 eröffnet.

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