Ben Nevis
- ssu-office
- 15. Apr. 2018
- 4 Min. Lesezeit

Der höchste Berg der britischen Inseln wird liebevoll „The Ben“ genannt. Er ist 1345 Meter hoch und besteht aus etwa 400 Millionen altem Gestein. Als erstes wurde er am 1771 von einem Botaniker namens James Robertson erklommen und ist auch heute noch ein beliebtes Ziel für Bergwanderer und Bergsteiger. Etwa 125,000 erfolgreiche Aufstiege können jährlich verzeichnet werden, dazu kommen circa 100,000 Menschen, die nur Teile der Strecke zurücklegen. Auf dem Gipfel befindet sich die Ruine eines Observatoriums, das Anfang des 20. Jahrhunderts stillgelegt wurde.
Profikletterer und -bergsteiger lockt die Herausforderung der berüchtigten Nordwand, die zu den besten Eisklettergebieten im Land zählen. Die meisten Besucher des Ben Nevis nutzen lieber die „Mountain Path“ oder genannte befestigte Strecke auf der Südseite des Berges. Sie beginnt am Pub Ben Nevis Inn in Glen Nevis, wo Wanderer auch übernachten können, und zieht vor allem im Sommer viele Besucher an. Ben Nevis ist außerdem einer der zwei Endpunkte des beliebten Wanderwegs West Highland Way.

Trotz ihres Spitznamens „Tourist Path“ ist die Strecke den Berg hinauf jedoch kein Spaziergang. Der Ben Nevis ist vor allem in höheren Regionen für harte Wetterkonditionen als „Killerberg“ berüchtigt. Hurrikanböen, plötzlicher dichter Nebel und Blizzards sind hier keine Seltenheit und haben seit den 1970ern über 100 Todesopfer gefordert. Auch im Sommer sollten sich Besucher daher nur mit entsprechender Vorbereitung, gutem Schuhwerk und Kompass auf den Weg machen und bei wenig Bergsteigererfahrung auf einen kompletten Aufstieg verzichten. Vom Besucherzentrum aus gibt es alternative Spazierwege entlang des wunderschönen Flussufers.
Der Ben Nevis (gäl. Beinn Nibheis [ˈbɐiːɲ ˈniːviʃ]) ist mit einer Höhe von 1345 Metern der höchste Berg Schottlands und Großbritanniens. „Ben“ ist der gälische Name für „Gipfel“ oder „Berg“. Der Name „Nevis“ ist eine Anglifizierung des gälischen „Nibheis“, was etymologisch nicht eindeutig zuzuordnen ist. Es kann entweder als „schlecht“ bzw. „schlimm“ oder in der Form „neamh-bhathais“ als „Kopf in den Wolken“ (von: „neamh“ = Himmel bzw. Wolken; „bhathais“ = Spitze des Kopfes) übersetzt werden. Die zweite Variante ist wahrscheinlicher, da das Massiv des Ben Nevis ein beträchtliches Hindernis für Luftmassen aus Westen (Atlantik) darstellt, sich daher vermehrt feuchte Luftmassen abregnen und so an rund 300 Tagen im Jahr Nebel oder Regen herrschen.

Der Berg besteht aus rund 400 Millionen Jahre altem magmatischem Gestein aus der Devon-Periode. Die 300 Meter hohe Nordwand ist die höchste Felswand in Großbritannien.
Die erste überlieferte Besteigung des Ben Nevis fand am 17. August 1771 durch den Botaniker James Robertson statt. Bis 1847 dachte man, der Ben MacDhui etwa 150 km weiter östlich sei der höchste Berg in Großbritannien, erst eine genaue Vermessung der Highlands durch die britische Ordnance Survey ergab, dass der Ben Nevis höher ist. 1883 wurde eine Wetterwarte auf dem Gipfel gebaut, die 21 Jahre lang täglich das Wetter auf dem Gipfel dokumentierte. Noch heute sind ihre Ruinen zu sehen.
Die heutige „Tourist Route“ stammt aus dieser Zeit und wurde als befestigter Pfad für Packpferde gebaut. Außerdem gab es kurz unter dem Gipfel ein Hotel, das noch bis zum Ersten Weltkrieg in Betrieb blieb.

Die meistgenutzte Route ist der Mountain Track oder Pony Track, die sogenannte „Tourist Route“. Sie beginnt am Pub Ben Nevis Inn nahe Achintee im Glen Nevis bzw. mit einem steileren Anstieg bei der nahe gelegenen Jugendherberge, und ist etwa sieben Kilometer lang. Von Fort William ist der Beginn des Wegs etwa zwei Kilometer entfernt. Der Aufstieg beginnt bei etwa 20 Meter über dem Meer und steigt auf den ersten drei Kilometern steil am Südhang des Nachbarbergs Meall an t-Suidhe an.
Am sogenannten „Half Way Loch“ (Lochan Meall an t-Suidhe) führt er über einen Sattel zum Ben Nevis hinüber und steigt in acht Kehren steil bis zum Gipfel hinauf. Auf den ersten drei Kilometern dominieren grobe Felsstufen den Wanderweg, danach folgt ein kleines Stück ausgebauter Kies- bzw. Schotterweg. Mit Beginn der Kehren besteht der Weg immer stärker aus losen Steinen, bis er auf dem letzten Kilometer nur noch durch eine Geröllwüste führt.

Zur Touristen-Route gibt es einige Alternativen: Auf halber Strecke, am „Half Way Loch“, zweigt von dieser ein Weg nach Norden ab und führt unterhalb der Nordwand des Ben Nevis über den Grat des Nachbarbergs Càrn Mòr Dearg auf den Gipfel. Zusätzlich dazu ist ein kompletter Aufstieg über das Massiv des Càrn Mòr Dearg von Norden aus möglich. Die Route beginnt hier bei Torlundy.
Auch von Süden ist ein kürzerer und steilerer Aufstieg über den Càrn Dearg möglich. Die Alternativen sind deutlich anspruchsvoller, aber auch viel weniger überlaufen. An Tagen mit gutem Wetter können sich auf der Touristen-Route regelrechte Staus bilden. Im Winter ist der Ben Nevis vor allem bei Eiskletterern ein beliebtes Wintersportgebiet.

Der Aufstieg über die Touristen-Route ist mit entsprechender Grundkondition verhältnismäßig einfach. Doch vor allen an den schroffen und oft eisigen Felswänden geschehen am Ben Nevis gemessen an der Höhe des Berges sehr viele und teilweise tödliche Unfälle. Oftmals verschlechtert plötzlich auftauchender Nebel und Schnee die Sicht und Orientierung und führt immer wieder zu Abstürzen und anderen Unfällen. An 300 Tagen im Jahr ist der Gipfel nebelverhangen. Weiterhin wird der Ben Nevis von sehr vielen unerfahrenen Wanderern bestiegen, die oftmals ungeeignet ausgerüstet sind. Auch das Wetter auf dem Gipfel wird häufig unterschätzt.
Der Ben Nevis ist einer von drei Bergen, die beim National Three Peaks Challenge bestiegen werden. Dabei handelt es sich um ein Rennen, bei dem es gilt, innerhalb von 24 Stunden den jeweils höchsten Berg von Schottland, Wales (Snowdon) und England (Scafell Pike) zu besteigen. Außerdem findet hier seit 1951 jedes Jahr das „Ben Nevis Race“ statt, bei dem hunderte Läufer den Berg hinauf- und hinunterrennen. Dieses Rennen geht auf den einheimischen Friseur William Swan zurück, der die Strecke 1895 in 2 Stunden und 41 Minuten bewältigte.

2006 stießen Umweltaktivisten knapp unterhalb des Gipfels auf die Überreste eines Klaviers. In der Holzverkleidung des Pianos befand sich ein kompletter Eisenrahmen mitsamt Saiten; lediglich die Klaviatur fehlte. Mittlerweile wurde bekannt, dass ein Mann das Instrument vor Jahrzehnten für einen guten Zweck auf den Berg getragen hat, um auf dem Gipfel Scotland the Brave zu spielen.
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