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Bath - anderthalb Zugstunden von London entfernt, in der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands


Nur anderthalb Zugstunden von London entfernt, in der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands, liegt die charmante Universitätsstadt Bath. Schon die Römer wussten vor knapp 2.000 Jahren das milde Klima und die heißen Quellen an den Ufern des Avon zu schätzen. Die um die Quellen erbauten Thermen, das Erbe der römischen Besatzung, existieren noch heute. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Bath zum Treffpunkt der feinen Gesellschaft und erlebte eine Blütezeit als Kurstadt. Aus dieser Zeit stammen auch die das Stadtbild prägenden großzügigen Plätze und prachtvollen georgianischen Gebäude – The Circus, Queen Square und Royal Crescent sind die Meisterstücke des Vater-Sohn-Gespanns John und John Wood.



Bath ist nicht nur ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungstouren ins nahegelegene Bristol und zu den malerischen Hügelketten und pittoresken Dörfern der Cotswolds. Die Stadt selbst hat Einiges zu bieten ‒ Bath Abbey beeindruckt mit filigranen Buntglasfenstern und spätgotischem Fächergewölbe, der Fluss lädt zu einer beschaulichen Fahrt im Narrowboat ein.


Liebhaber des Regency werden am Jane Austen Centre und Holburne Museum Gefallen finden. Ersteres widmet sich der Verfasserin von „Stolz und Vorurteil“, „Emma“ und „Mansfield Park“, letzteres zeigt Porzellan, Skulpturen und Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Besonders die Werke von Thomas Gainsborough und William Hoare locken Besucher in das prachtvolle, an den bezaubernden Lustgarten Sydney Gardens angrenzende Gebäude.


Einen Besuch wert ist auch der Royal Victoria Park. Hier gibt es einen Minigolfplatz, Abenteuerspielplatz, Botanischen Garten und jede Menge Platz für sommerliche Picknicks sowie Veranstaltungen wie das Bath International Music Festival und in den Himmel aufsteigende Heißluftballons. Bath kann auch kulinarisch mithalten: traditioneller Nachmittagstee, rustikale Bauernmärkte und lokale Spezialitäten wie das 'Sally Lunn Bun' sind hier genauso zu finden wie stylische Bars und erstklassige Restaurants.



Ihre Gründung hat die Stadt ihren Thermalquellen zu verdanken. Die Hauptquelle war bereits den Kelten bekannt, die sie der Göttin Sulis geweiht hatten. Nachdem die Römer die britische Insel im Jahr 43 erobert hatten, interessierten sie sich bald auch für diesen Ort und begannen, hier einen Ort mit Badeanlagen nach römischem Vorbild zu errichten (Thermen). Sie nannten den Ort Aquae Sulis (dt. die Wasser der Sulis), interpretierten Sulis jedoch als Minerva.


Aus den Jahren 300–350 stammen Zeugnisse, die vermuten lassen, dass Christen in Bath gelebt haben. Zur Zeit des Endes der römischen Besatzung Britanniens im 5. Jahrhundert wurde Bath 577 von den Angelsachsen bei der Schlacht bei Deorham erobert. Sie gaben ihm u. a. den Namen Hat Batha, engl. Hot Baths „heiße Bäder“, worauf der heutige Name zurückgeht. Mit dem Abzug der Römer und dem schwindenden Einfluss des römischen Reiches begann der Untergang der Badekultur und der Bäder, auch in Bath. Sie versanken buchstäblich im Schlamm und wurden erst im 19. Jahrhundert zufällig wiederentdeckt. Nachdem etwa 676 ein Kloster für christliche Nonnen in Bath gegründet wurde, gab König Cynewulf von Wessex um 755 den Mönchen des Hl. Peter zu Bath ein Grundstück, auf dem sie in der Nähe der römischen Überreste das Kloster St. Peter gründeten, das später zum Benediktinerorden gehörte. Die Herrschaft über das Kloster des Hl. Peters zu Bath wurde im Jahr 781 von Offa von Mercien errungen. Als erster König von England wird Edgar 973 in der Abteikirche von Bath gekrönt.



Im Jahre 1066 folgte die Eroberung durch die Normannen in der Schlacht bei Hastings. Johann von Tours wird Bischof von Bath, eingesetzt von Wilhelm II. Er ließ anstelle der Abtei eine normannische Kathedrale erbauen, außerdem drei große Bäder: das King’s Bath, das Cross Bath und das Hot Bath. Die Bäder unterstanden dem Bischof und erlangten bald in ganz England den Ruf, heilend zu sein. 1180 wurde ein Hospital unter Leitung des Klosters gegründet. Im Mittelalter entwickelte Bath sich aber vor allem zu einem Zentrum der Tuchweberei.


Unter Heinrich IV. verfiel die Stadt dann erneut inklusive der Bäder und der Kathedrale, die 1499 in Trümmern lag. Im Laufe der Zeit wurde das Kloster zu Bath 1539 aufgehoben und die zerfallene Abtei 1569 der Stadt übergeben. Erst nach einem Besuch von Königin Elisabeth I. im Jahr 1574 begann ein erneuter Aufschwung, der mit der wachsenden Popularität von Heilwasser zusammenhing. Es war die Zeit ausgiebiger Badekuren, und Bath verfügte nun über fünf größere Bäder, die von Quellen gespeist wurden. 1590 erhielt Bath Stadtrechte.



Im 16. und 17. Jahrhundert kamen Adlige und sogar Monarchen zur Kur hierher und machten den Ort bekannt. Die englische Königin war 1702 zu Gast. Der steile Aufstieg als mondänes Kurbad von Weltruf begann. Um 1800 war die Bevölkerung dank der Kur auf 34.000 Menschen angewachsen; Bath war damit die achtgrößte Stadt Englands. Die Entwicklung der Stadt wurde Anfang des 18. Jahrhunderts sehr stark von Richard „Beau“ Nash (1674–1761) geprägt, der den Ehrentitel „König von Bath“ trug. Er bemühte sich um ein mondänes Image des Kurbads, sorgte für ein umfangreiches Vergnügungsangebot während der Saison und nahm Einfluss auf die Stadtplanung.


Eine weitere Person, der aus einfachen Verhältnissen stammende Postmeister Ralph Allen, nahm als Steinbruchbesitzer entscheidenden Anteil an der Entwicklung Baths. Aus seinen Steinbrüchen lieferte er den Bath Stone und wurde dadurch zu einem der reichsten Männer Englands. Auf einem Hügel südöstlich der Stadt ließ er von 1735 bis 1748 seinen Landsitz Prior Park errichten, der nicht nur ein Symbol für seinen Reichtum, sondern auch für die Qualität seiner Steine war.



Im 19. Jahrhundert wurde Bath in seiner Bedeutung als Kurort allerdings von anderen europäischen Bädern überflügelt, und die Blütezeit war vorbei. Allerdings wurden 1889 King’s and Queen’s Bath restauriert und neu errichtet, und im Zuge dieser Bauarbeiten stieß man auf das alte römische Bad, das weitgehend erhalten war.


Im April 1942 wurde Bath während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Bei den Angriffen wurden über 19.000 Häuser beschädigt und 329 zerstört, rund 400 Menschen kamen ums Leben. Seit 1971 unterhält Bath eine Partnerschaft mit der niedersächsischen Großstadt Braunschweig.


Seit 1987 gehört Bath zum Weltkulturerbe der Unesco. Im Jahr 2005 wurde als neue Attraktion der große Bäderkomplex Thermae Bath Spa mit mehreren Bädern sowie Wellness- und Beautybereich eröffnet.


Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten innerhalb der Stadtmauern rund 3.000 Menschen. Innerhalb von nur einem Jahrhundert wuchs die Bevölkerungszahl des bedeutendsten britischen Thermalbades um mehr als das Zehnfache auf 34.000. Der Architekt John Wood der Ältere und sein Sohn John Wood der Jüngere entwarfen ein großzügiges Stadtbild, das die mittelalterlichen Stadtmauern sprengte und keinem starren geometrischen Schema folgte.


Eine Folge von Plätzen und verbindenden Straßen sind in Bath so zueinander geordnet, dass sich immer wieder neue Ausblicke eröffnen. John Wood der Ältere begann 1729 mit dem quadratischen Queen Square, es folgte 1754 die monumentale Anlage des kreisrunden Circus[2] mit drei einmündenden Straßenzügen.



Ohne Bruch führte der Sohn John Wood (1728–1781) das Werk des Vaters fort. 1767–1775 entstand der Royal Crescent (dt. königlicher Halbmond), ein halbkreisförmiger Platz, der an der offenen Seite den Blick in einen englischen Garten eröffnet. Im Gegensatz zu den bewegten Grundrissformen der Stadterweiterung steht die architektonische Gestaltung der Hausfassaden. Die Kolossalordnung der 114 ionischen Halbsäulen und Pilaster über einem Sockelgeschoss, hinter der sich 30 Reihenhäuser befinden, wird fast immer ohne Akzentuierung und Rhythmisierung um das Platzrund geführt.


Der Kuraufenthalt in Bath wurde fast ausschließlich durch das gesellschaftliche Leben und weniger durch medizinische Aspekte bestimmt. Entsprechend bescheiden sind die Thermalbäder des 18. Jahrhunderts, die sich zwar, wie das Hot Bath von 1775 durch eine raffinierte Grundrissgestalt, vor allem aber durch bescheidene Dimensionen auszeichnen. Dass der Trinkkur eine größere Bedeutung beigemessen wurde, verdeutlicht der Great Pump Room, 1786 bis 1796 von Thomas Baldwin und John Palmer als repräsentative Trinkhalle errichtet.



Die typischen Einrichtungen von Bath sind zum Teil den Metropolen entlehnt und machten den Kurort auf diese Weise zum Brennpunkt eines neuen Freizeitvergnügens. Die neuen Formen des gesellschaftlichen Lebens verbanden sich mit Promenaden, Ballhäusern, Konzerthallen, Theater und Kaffeehäusern. Viele Besucher kamen nur für ein langes Wochenende, was den Ausbau der Verkehrswege, insbesondere nach London, förderte.


Auffällig sind vor allem die urbanen Strukturen der vom Palladianismus geprägten Architektur in Bath. Typisch ist auch die Übernahme von Symbolen aristokratischer Architektur durch das aufsteigende Bürgertum.




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