top of page

Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland

Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland (englisch Audio-Datei / Hörbeispiel United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland?/i), kurz Vereinigtes Königreich (englisch Audio-Datei / Hörbeispiel United Kingdom?/i [juːˌnaɪ̯.tʰɪd ˈkʰɪŋ.dəm], internationale Abkürzung: UK oder GB), ist ein auf den Britischen Inseln vor der Nordwestküste Kontinentaleuropas gelegener europäischer Staat. Im täglichen Sprachgebrauch wird er auch schlicht als Großbritannien oder sogar nur als England bezeichnet. Großbritannien umfasst jedoch eigentlich nur die Hauptinsel der Britischen Inseln (weshalb Nordirland zwar Teil des Vereinigten Königreichs, aber streng genommen nicht von Großbritannien ist), und England bezeichnet lediglich einen Landesteil des Vereinigten Königreichs.



Das Vereinigte Königreich ist eine Union aus den vier Landesteilen England, Wales, Schottland und Nordirland, und bildet den größten Inselstaat Europas. Mit rund 65,6 Millionen Einwohnern[6] ist das Vereinigte Königreich der drittbevölkerungsreichste Staat der Europäischen Union. Es ist Gründungsmitglied der NATO sowie der Vereinten Nationen. Es ist Atommacht, ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates und einer der G7-Staaten. Mit einem Referendum am 23. Juni 2016 wurde der Austrittsprozess aus der Europäischen Union in Gang gesetzt.


Die amtliche Langform des Staatsnamens lautet in Deutschland und Österreich Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland, in der Schweiz und in Liechtenstein wird die Variante Vereinigtes Königreich von Grossbritannien und Nordirland[9] (ohne ß) gebraucht. Im nicht-offiziellen Sprachgebrauch findet sich die Bezeichnung Großbritannien als alternative Abkürzung der Langform – auch bei Politikern, Medien, Bildungseinrichtungen und den britischen Botschaften selbst.


Großbritannien ist jedoch nur die größte der Britischen Inseln oder das frühere Königreich Großbritannien (bis 1801), das die Königreiche Schottland und England einschließlich Wales umfasste. Auf der zweitgrößten Insel – Irland – befinden sich Nordirland und die Republik Irland.


Die lateinische Bezeichnung Britannia stammt von dem keltischen Begriff brith und bedeutet buntfarbig oder gefleckt.


Die synekdochische Bezeichnung England für das Vereinigte Königreich findet sich vor allem auf dem europäischen Festland und ist auf die Jahrhunderte anhaltende Dominanz Englands und die englische Amtssprache innerhalb des Vereinigten Königreiches zurückzuführen. Das Vereinigte Königreich besitzt das Kfz-Nationalitätszeichen GB, das sich aus Great Britain herleitet. Die Briten selbst bezeichnen ihr Land in der Alltagssprache als UK oder kurz Britain, als Great Britain dagegen seltener. Als Adjektiv steht trotz allem nur die Form „britisch“ zur Verfügung.


Mit dem Vereinigten Königreich verbundene Gebiete

Eine Reihe von Territorien stehen in enger Verbindung zum Vereinigten Königreich, sind aber völkerrechtlich von ihm abzugrenzen. Dies betrifft zum einen die Isle of Man und die Kanalinseln, die als Kronbesitztümer der britischen Krone kein Bestandteil des Staatsverbandes „Vereinigtes Königreich“ sind. Zum anderen bestehen 14 Überseegebiete, die unter britischer Souveränität stehen, aber ebenfalls kein Teil des Vereinigten Königreichs sind.


Durch die Britische Monarchie steht das Vereinigte Königreich ferner in einer losen Beziehung zu 15 Commonwealth Realms, deren Staatsoberhaupt jeweils auch der britische Monarch ist; diese sind jedoch nicht nur selbständige Staaten, sondern bilden auch jeweils eigenständige Monarchien.


Das Vereinigte Königreich besteht aus der Hauptinsel Großbritannien und etwa einem Sechstel der Insel Irland. Um die Hauptinsel liegen ungefähr 800 kleinere Inseln; die wichtigsten Inselgruppen sind Shetland und Orkney in der Nordsee nördlich von Schottland, die Äußeren Hebriden und die Inneren Hebriden im Atlantischen Ozean westlich von Schottland, Anglesey in der Irischen See nördlich von Wales, die Scilly-Inseln in der Keltischen See südwestlich von England sowie die Isle of Wight im Ärmelkanal vor der englischen Südküste. Die einzige Landgrenze besteht auf der Insel Irland zur Republik Irland; diese ist 360 Kilometer lang.


Wegen des relativ milden Klimas und verschiedener Böden gibt es eine gewisse Vielfalt an Pflanzengesellschaften. Ursprünglich waren die Britischen Inseln insbesondere in den Tiefebenen mit großen Wäldern bedeckt, hauptsächlich mit Eichen- und anderen Laubwäldern. Ausnahmen waren Gebiete des Marschlandes, wie die Fens. In höheren Lagen, wie in Schottland, und auf sandigeren Böden gab es große Kiefern-Waldgesellschaften. Aufgrund anhaltender Abholzung und vermehrter landwirtschaftlicher Nutzung ist der Waldbestand über die Jahrhunderte zurückgegangen, sodass heute noch etwa 9 Prozent der Landfläche mit Bäumen bedeckt ist. Seit dem 20. Jahrhundert wird versucht, die Wälder wieder aufzuforsten. Größere Wälder gibt es heute in Schottland sowie vereinzelt im Süden und Osten Englands und in Wales. Vorkommende Baumarten sind hauptsächlich Eichen-Arten, die Rotbuche, die Gewöhnliche Esche und Ulmen. In Schottland wachsen hauptsächlich die Waldkiefer, die Gemeine Fichte und Birken-Arten. Die Kulturlandschaften zwischen den Gebirgen sind mit zahlreichen Mooren und verschiedenen Wiesen und Heiden bedeckt. Es gibt Apfel- und Kirschbaumkulturen. Verschiedene Arten von krautigen Pflanzen sind in großen Teilen des Landes heimisch. Es gibt über 1600 Pflanzenarten.


Die Fauna ist ähnlich der in anderen Gebieten Nordwesteuropas, jedoch weniger vielfältig. Der ehemals heimische Wolf, das Wildschwein und der Braunbär wurden ausgerottet. Wild lebende Großsäugetiere sind Rothirsch und Reh. Eingebürgert sind der Damhirsch, Sikahirsch und das Wasserreh. Andere verbreitete heimische Arten sind der Feldhase, Igel, Rotfuchs, Wiesel sowie Spitzmaus und Otter. Verbreitete Vogelarten sind die beiden Sperlings-Arten, die Drossel, Rabenkrähe, Tauben sowie Finken. Das heimische Eichhörnchen wird zunehmend durch das ausgesetzte nordamerikanische Grauhörnchen verdrängt und droht völlig zu verschwinden. Eine weitere ursprünglich nicht heimische Säugetierart ist der Mink, ein nordamerikanischer Verwandter des Nerzes. In den Küstenregionen leben der Seehund und die Kegelrobbe. Nordirlands Tier- und Pflanzenwelt ähnelt in weiten Teilen der auf der britischen Hauptinsel.


Die Bevölkerung wuchs von 10,5 Millionen (Durchführung des ersten Bevölkerungszensus 1801) auf 65,1 Millionen im Jahre 2015 an. Die Industrialisierung des Landes löste ein rasantes Bevölkerungswachstum in Kombination mit voranschreitender Urbanisierung aus. London war ab dem Jahr 1825 die größte Stadt der Welt und blieb es bis etwa 1940.[14] Das Bevölkerungswachstum begann sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts zu verlangsamen. Ab 1960 beschleunigte sich die Dynamik wieder aufgrund der Migration aus den ehemaligen Kolonien des Königreichs.


Die Staatsbürger des Vereinigten Königreichs werden Briten genannt. In der Volkszählung 2011 betrug die Gesamtbevölkerung des Vereinigten Königreichs 63.181.775. Die Bevölkerung verteilte sich auf die einzelnen Regionen wie folgt: England 83,9 Prozent, Schottland 8,5 Prozent, Wales 4,8 Prozent und Nordirland 2,8 Prozent.[15] Zwischen 2001 und 2011 wuchs die Bevölkerung mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 0,7 Prozent.[16] Im Jahr 2015 hatte das Vereinigte Königreich 65,1 Millionen Einwohner.[6] Das Land gehört zu den am dichtest besiedelten Ländern der Welt, wobei England deutlich dichter bevölkert ist als Schottland und Wales.


Eine Volkszählung wird gleichzeitig in allen Teilen Großbritanniens alle zehn Jahre durchgeführt.[17] Das Office for National Statistics sammelt die Daten in England und Wales. Für Schottland ist die dortige Regierungsbehörde National Records of Scotland zuständig, für Nordirland die Northern Ireland Statistics and Research Agency.


Für 2027 prognostizierte das UK Office for National Statistics eine Bevölkerung von 70 Millionen, und 73,3 Millionen für das Jahr 2037.


Das Vereinigte Königreich hat keine rechtlich festgeschriebene Amtssprache, Englisch ist jedoch de facto offizielle Sprache und wird von 95,5 % der Bevölkerung als Landessprache verwendet. Als Hochsprache gilt die Aussprachevariante der Received Pronunciation, die nur von unter 10 % der Engländer, hauptsächlich im Süden des Landes, in der Region um London, im Alltag gesprochen wird. Dieses Englisch wird auch in den meisten Schulen Deutschlands unterrichtet. Allerdings besitzen drei Landesteile eigene offizielle Sprachen: In Wales sind sowohl Englisch als auch Walisisch offizielle Sprachen. In Schottland wird seit 2005 die schottisch-gälische Sprache neben Englisch als offizielle Amtssprache anerkannt. In Nordirland sind Irisch und Ulster Scots offiziell anerkannte Minderheitensprachen. Daneben gibt es im Vereinigten Königreich diverse lokale Dialekte des Englischen, die aber keinen offiziellen Status haben und meist rein mündlicher Natur sind. Noch bis in die jüngste Vergangenheit hinein empfand man Dialekte und dialektal gefärbte Aussprache im klassenbewussten Königreich als sozialen Makel.


Die Minderheitensprachen sind durch die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannt und geschützt. In Schottland sind dies neben der schottisch-gälischen Sprache auch das Scots, in Cornwall die kornische Sprache, in Nordirland das Ulster Scots sowie die irische Sprache. Walisisch genießt in Wales Gleichberechtigung mit Englisch. Im Vereinigten Königreich ist die British Sign Language die Gebärdensprache der Hörgeschädigten.


Laut der Volkszählung von 2001 wird Walisisch von rund 20 Prozent der Bevölkerung in Wales gesprochen (ca. 600.000 Menschen), schottisches Gälisch von rund 60.000 Menschen, Irisch von rund 20.000 Menschen (7 Prozent der Bevölkerung Nordirlands) und Kornisch von 3500 Menschen (etwa 0,6 Prozent der Bevölkerung von Cornwall).


Das Bildungswesen ist dezentralisiert und in England, Wales, Nordirland und Schottland unterschiedlich organisiert. Die folgenden Informationen geben nur einen generellen Überblick und orientieren sich am englischen Bildungssystem.


Im Vereinigten Königreich besteht zwischen dem 5. und 16. Lebensjahr Schulpflicht (Vorschule ab 3., Primarschule 5. bis 11. und Sekundarschule 12. bis 16. bzw. 18. Lebensjahr). Mit 16 Jahren wird das „General Certificate of Secondary Education“ (GCSE) abgelegt. Von dessen Ergebnissen hängt es ab, ob der Schüler weiter die Schule besuchen und A-level-Prüfungen absolvieren kann. Gute Noten in den A-level-Prüfungsfächern sind wiederum Voraussetzung, um sich in einen entsprechenden Studiengang an der Universität einzuschreiben. Auch das International Baccalaureate wird als Abschluss angeboten. Überblick über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schulen gibt ein jährliches Ranking („League-Tables“)


Neben den staatlichen Schulen gibt es gebührenpflichtige Privatschulen, die ca. 7 Prozent der Schüler besuchen. Als staatlich finanzierte Schultypen werden seit einigen Jahren in großem Umfang „Academies“ und „Free Schools“ gegründet, die über wesentlich mehr Autonomie bei der Ausgestaltung des nationalen Lehrplans und der Auswahl ihres Lehrpersonals verfügen. Ein mit Deutschland vergleichbares Berufsausbildungsangebot (duales System) gibt es nicht bzw. wird gerade von der britischen Regierung nach eigenem Prinzip aufgebaut („apprenticeship“). Betriebe bilden nach Eigenbedarf aus, eine Lehrlingsausbildung in handwerklichen Betrieben ist weitgehend unbekannt.


Die Top 24 von ca. 180 Hochschuleinrichtungen, darunter weltweit führende forschungsintensive Spitzenuniversitäten wie University of Oxford, University of Cambridge, London School of Economics (LSE), Imperial College und University College London haben sich in der renommierten Russell-Group organisiert. An englischen Universitäten zahlen inländische und EU-Studierende für das Erststudium (Bachelor) Studiengebühren von bis zu £9.000 pro Jahr, die über ein staatliches Volldarlehen vorfinanziert werden können. In Schottland werden für schottische und EU-Studenten keine Gebühren für das Erststudium verlangt, für Wales und Nordirland bestehen Sonderregelungen. Die Kosten für einen Masterstudiengang sind nicht gesetzlich reglementiert und variieren stark nach Studienfach und Hochschule.


Fremdsprachenunterricht an staatlichen englischen Schulen ist im Alter von 11 bis 14 Jahren verpflichtend. Dies gilt auch für das Erlernen einer Fremdsprache im Primarschulbereich (Key Stage 2). Sekundarschüler (ab Year 7) müssen seit September 2015 im Rahmen des so genannten „English Baccalaureate“ eine Fremdsprache verpflichtend für ihre GCSE-Prüfungen ablegen. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich die Zahl der Deutschlerner an englischen Schulen halbiert (2016: 50.271 GCSE-Prüfungen, 3.842 A-Level-Prüfungen).[35]


Im PISA-Ranking von 2015 erreichen britische Schüler Platz 27 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 15 in Naturwissenschaften und Platz 21 beim Leseverständnis.


Das britische Gesundheitssystem galt im internationalen Vergleich lange Zeit als Idealtyp eines staatlichen Gesundheitsdienstes (ein sogenanntes „Beveridge-System“). Dieses integrierte System aus staatlicher Finanzplanung und weitgehend staatlicher Leistungserstellung befindet sich allerdings seit einiger Zeit im Übergang auf ein System regulierter Versorgungsmärkte.


Die vier nationalen Gesundheitssysteme in Großbritannien finanzieren sich zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln, insbesondere aus allgemeinen Steuern, zweckgebundenen Steuern und – wenn auch in geringem Umfang – Sozialversicherungseinnahmen. Da der Beitragssatz zur nationalen Sozialversicherung („National Insurance“, NI) vom Staat festgelegt wird, werden die Sozialversicherungsbeiträge als Steuern betrachtet. Die Verteilung der Finanzmittel auf die Leistungserbringer im englischen nationalen Gesundheitsdienst („National Health Service“, NHS) folgt einem mehrstufigen System aus zentraler Planung, dezentraler Zuweisung und Wettbewerb. Zunächst wird zwischen dem Finanzministerium und dem Gesundheitsministerium („Department of Health“, DoH) für drei Jahre das Gesundheitsbudget ausgehandelt. Dieses wird dann auf der Grundlage einer komplizierten Formel an lokale beziehungsweise regionale Einrichtungen des nationalen Gesundheitsdienstes verteilt. Die Berechnungsformel orientiert sich dabei an verschiedenen Kriterien, die die Verteilung der Finanzmittel gemäß lokalem Bedarf sicherstellen sollen. Im Jahr 2010 wurden 102 Milliarden britische Pfund für die nationale Gesundheitsversorgung in England ausgegeben. Rund 50 Prozent dieser Ausgaben entfielen auf die Behandlung im Akutkrankenhaus, rund 10 Prozent auf die Primärversorgung. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit sind in Großbritannien deutlich niedriger als in Deutschland. Die OECD-Statistik weist im Jahr für das Jahr 2011 für Großbritannien pro-Kopf-Ausgaben in Höhe von 3.406 US-Dollar, für Deutschland 4.495 US-Dollar aus (jeweils in Kaufkraftparitäten).


Die Mehrzahl der Einwohner des Vereinigten Königreichs (ca. 59 Prozent)[40] versteht sich als Christen. Bei der letzten Volkszählung 2001 beantworteten 92 Prozent der Einwohner die in der Beantwortung freigestellte Frage nach der Religion. Wie in anderen Ländern auch ist die Kirchenmitgliedschaft nicht mit der Religionszugehörigkeit gleichzusetzen. Genaue Statistiken der Kirchenmitgliedschaft sind schwer zu erstellen, da man im Vereinigten Königreich gewöhnlich nur dann offiziell Mitglied einer Kirche wird, wenn man sich über den gelegentlichen Gottesdienstbesuch hinaus am Gemeindeleben beteiligen will. 1995 waren nur 14 Prozent der Bevölkerung Mitglieder von Kirchen in diesem Sinn. Laut Umfragen aus dem Jahr 1995 fühlen sich ca. 27 Millionen (45 Prozent) der anglikanischen Kirche zugehörig, 11 Millionen (19 Prozent) anderen protestantischen Kirchen im weitesten Sinne und knapp 6 Millionen (10 Prozent) der katholischen Kirche.


Zu den großen Kirchen (grob nach Größe und Einfluss geordnet) zählen


in England die

Church of England (anglikanisch) – Kirchenoberhaupt (Supreme Governor of the Church of England) ist der jeweils regierende britische Monarch

römisch-katholische Kirche mit der Bischofskonferenz von England und Wales

United Reformed Church (reformiert)

und die Methodist Church of Great Britain in England, Wales und Schottland

in Wales die

Church in Wales (anglikanisch)

römisch-katholische Kirche

Presbyterian Church of Wales (calvinistisch-methodistisch)

United Reformed Church (reformiert)

in Schottland die

Church of Scotland (reformiert/presbyterianisch)

römisch-katholische Kirche mit der Schottischen Bischofskonferenz

United Reformed Church (reformiert) (in Schottland entstanden aus der Congregational Union bzw. Church und anderen reformierten Gemeinden)

Scottish Episcopal Church, Mitgliedskirche der Anglikanischen Gemeinschaft

in Nordirland die

Church of Ireland (anglikanisch)

römisch-katholische Kirche mit der Irischen Bischofskonferenz (Irish Bishops’ Conference)

Presbyterian Church in Ireland

sowie weitere presbyterianische Kirchen, siehe auch Nordirland (Religion)


Man geht davon aus, dass zum Ende der Prähistorie weite Teile der Insel Großbritannien durch keltische Stämme besiedelt wurden. Diese hielten enge Verbindungen mit Gallien. Im Jahr 55 v. Chr. begann der erste Feldzug durch den römischen Provinzstatthalter Gaius Julius Cäsar. Die Eroberung Britanniens, mit Ausnahme Schottlands, erfolgte 43 n. Chr. und führte zu einer etwa 400 Jahre andauernden römischen Herrschaft. Als die Römer sich zurückzogen, kamen Angeln, Sachsen und Jüten auf die Insel und drängten die Kelten in die Gebiete des heutigen Wales und nach Schottland zurück. So entstand im Süden Schottlands das Königreich Strathclyde. Die meisten Gebiete, die durch die Angelsachsen beherrscht wurden, vereinigten sich ab dem 10. Jhdt. zum Königreich England. Währenddessen entstand das Königreich Schottland durch die Vereinigung von Pikten und keltischer Skoten aus dem Kleinkönigreich Dalriada.


Im Jahr 1066 begann die normannische Eroberung Englands mit der Invasion durch Herzog Wilhelm II., die nach der Schlacht bei Hastings zur normannischen Herrschaft über England führte. Durch die Eroberung wurden Kultur und Sprache auf der Insel anhaltend geprägt, und der Feudalismus hielt Einzug in England. Die Anglonormannen hatten großen Einfluss auf das Land, assimilierten sich jedoch letztlich mit den lokalen Kulturen und der Gesellschaft. Schließlich schlossen die englischen Könige des französischen Herrschergeschlechts die Eroberung des Großteils der Insel mit der kompletten Annexion Wales ab, scheiterten jedoch bei dem Versuch Schottland einzunehmen. Im Anschluss an die Deklaration von Arbroath behielt Schottland seine Unabhängigkeit, es entstand dementgegen eine ständige Rivalität mit England. Durch Erbschaften und Ansprüche auf die französische Krone waren englische Monarchen in Konflikte mit Frankreich verwickelt, herausragendster war dabei der Hundertjähriger Krieg. Währenddessen gingen schottische Könige eine strategische Allianz mit Frankreich ein.


In der frühen Neuzeit gab es religiöse Konflikte, resultierend aus der Reformation und der Einführung einer protestantischen Staatskirche. Wales, das seit 1284 unter der Kontrolle Englands war, wurde mit dem Act of Union 1536 Teil des Englischen Königreichs. Irland wurde ab 1541 in eine Personalunion eingebunden und formte das Königreich Irland. Gebiete des heutigen Nordirlands des katholisch gälischen Adels wurden konfisziert und protestantischen Siedlern aus England und Schottland übergeben. Zur Mitte des 17. Jahrhunderts waren alle drei Königreiche in eine Serie kriegerischer Auseinandersetzungen involviert, welche zur zeitweiligen Abschaffung der Monarchie und zur Formung des länderübergreifenden Commonwealth of England, Schottland und Irland führten.


Obgleich die Monarchie 1660 wieder eingeführt wurde, erlangte der Absolutismus keine Vorherrschaft. Die britische Verfassung entwickelte sich auf der Grundlage einer Konstitutionellen Monarchie und zu einem Parlamentarischen Regierungssystem. Mit dem Act of Union 1707 wurden die Königreiche Schottland und England zum Königreich Großbritannien vereinigt; beide Länder hatten seit 1603 durch Personalunion denselben Monarchen.


Mit der Gründung der Royal Society wurde die Hinwendung zur Wissenschaft vorangetrieben. In der folgenden Zeit entwickelte sich das Land zu einer globalen Seemacht, was zu zahlreichen Entdeckungen und Gründung von Überseekolonien führte, insbesondere in Nordamerika, später auch in Afrika und Asien. Der Act of Union 1800 vereinigte das Königreich Großbritannien mit dem Königreich Irland, das von 1169 bis 1603 mehr und mehr unter englische Kontrolle geraten war. Durch diese Verschmelzung entstand das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland.


Painting of a bloody battle. Horses and infantry fight or lie on grass.

Die Schlacht bei Waterloo 1815, markierte das Ende der Napoleonischen Kriege und den Beginn der Pax Britannica.

Am 21. November 1806 verhängte der französische Kaiser Napoleon eine Kontinentalsperre über die britischen Inseln. Sie blieb bis 1814 in Kraft. Sie sollte Großbritannien mit Mitteln des Wirtschaftskrieges in die Knie zwingen und die französische Wirtschaft gegen europäische und transatlantische Konkurrenz schützen. Großbritannien erschloss sich neue Absatzmärkte, insbesondere in Nordamerika.


Das Vereinigte Königreich, die dominierende Industrie- und Seefahrtsnation im 19. Jahrhundert, spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der modernen Demokratie, in Literatur und Wissenschaft. Großbritannien trat für ein Mächtegleichgewicht auf dem europäischen Kontinent ein (Pax Britannica) und schloss dafür wechselnde Bündnisse. Auf seinem Höhepunkt umfasste das Britische Weltreich zwei Fünftel der Landfläche der Erde, die in vielen Kriegen erobert worden waren.



Weltkarte von 1910, welche das Britische Weltreich aufzeigt

Der Kriegseintritt 1914 in den Ersten Weltkrieg fand die Zustimmung aller Parteien mit Ausnahme einer Gruppe der Labour Party um Ramsay MacDonald. Die Briten kämpften mit Frankreich, Russland und (ab 1917) mit den USA gegen Deutschland und dessen verbündete Mittelmächte bis zum Sieg 1918.



Infanterieeinheit der Royal Irish Rifles während der Schlacht an der Somme im Juli 1916

1922 bildeten 26 irische Grafschaften den Irischen Freistaat (ab 1937 Éire, ab 1949 Republik Irland). Die restlichen 6 Grafschaften in der Provinz Ulster verblieben, trotz irischem Widerstand, beim Vereinigten Königreich. Der heutige Staatsname „Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland“ wird seit 1927 verwendet.


Auf den deutschen Einmarsch in Polen hin erklärten das Vereinigte Königreich und Frankreich dem Deutschen Reich 1939 den Krieg. Im Mai 1940 wurde Winston Churchill, der seit 1939 Kabinettsmitglied war und schon lange vor der Appeasement-Politik gewarnt hatte, Premierminister. Nach dem Fall Frankreichs mobilisierte Churchill alle Kräfte des Landes für den Krieg, so dass eine deutsche Invasion in Großbritannien durch einen erfolgreichen Luftkrieg verhindert werden konnte. Durch deutsche Raketen- und Bomberangriffe wurden Coventry, Teile Londons und Teile anderer Städte zerstört sowie über 32.000 Zivilisten getötet. Erst ab Ende 1942 stellten sich militärische Erfolge für Großbritannien ein: Zum einen im Tunesienfeldzug unter Führung des Generals Bernard Montgomery, zum anderen bei der Invasion Siziliens und Italiens 1943, schließlich bei der Landung in Frankreich 1944 und der endgültigen Niederwerfung Deutschlands 1945.


Seit dem Zweiten Weltkrieg


Winston Churchill (1943). Er war bedeutender Staatsmann und zweimal Premierminister.

Durch die beiden Weltkriege verlor das Land seine Weltmachtstellung, obwohl es beide Male auf der Siegerseite stand. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das britische Kolonialreich bis auf einige kleine Reste aufgelöst (Dekolonisation): Britisch-Indien wurde im August 1947 unabhängig, die Staaten Indien, Bangladesch und Pakistan entstanden (siehe Teilung Indiens). In Afrika wurden z. B. am 26. Juni 1961 Britisch-Somaliland und am 1. Oktober 1961 Nigeria unabhängig (siehe Dekolonisation Afrikas).


Bei den ersten Nachkriegswahlen in Großbritannien am 5. Juli 1945 siegte die Labour Party, Parteiführer Clement Attlee wurde Premierminister des Vereinigten Königreichs. Zu Churchills Niederlage trug auch dessen Ruf als „brillant, aber unsolide“ bei; die Wähler trauten ihm nach den Kriegsjahren keine Friedensregierung zu. 1951–1964 ging die Regierung jedoch zurück an die Konservativen (Churchill, Eden, Macmillan, Douglas-Home – siehe Britische Unterhauswahlen 1951), nachdem sich die Labour-Party in Flügelkämpfen aufgerieben hatte. Kurzzeitig überstrahlt wurden die Regierungsperioden und die Probleme der Nachkriegszeit von der Krönung Elisabeth II. zum Staatsoberhaupt (Königin) 1952, nachdem Georg VI. gestorben war.


Zwar erholte sich die britische Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in dem Ausmaß, wie es beispielsweise in Deutschland, Japan oder den USA der Fall war, dennoch bestand ein Arbeitskräftemangel. In der Folge kamen ab den 1950er Jahren zahlreiche Migranten, primär aus den Staaten des Commonwealth, wie Indien, Pakistan, Bangladesch, sowie Nigeria, Kenia und der Karibik.


In der Sueskrise (1956/57) mit Ägypten erlitt Großbritannien eine Niederlage und damit einen herben Rückschlag in seiner Wirtschafts- und Kolonialpolitik.


Ab 1969 herrschten zum Teil bürgerkriegsähnliche Zustände in Nordirland, welche erst mit einem Friedensabkommen (Karfreitagsabkommen) 1998 ein offizielles Ende fanden. Es handelt sich bei dem Konflikt um einen Religions-, Identitäts- und Machtkampf zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, den englischstämmigen unionistischen Protestanten und den irischstämmigen, überwiegend irisch-nationalistischen Katholiken.



Margaret Thatcher, Premierministerin 1979–1990

1973 trat Großbritannien der Europäischen Gemeinschaft nach innenpolitischen Widerständen und dem Veto Frankreichs (siehe Mitgliedstaaten der Europäischen Union) bei. Bis dahin hatte die EG nur ihre sechs Gründungsmitglieder; am 1. Januar 1973 traten UK, Irland und Dänemark bei. 1974–1979 regierte erneut die Labour Party.


Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einer stärkeren Deindustrialisierung in den 1970er und 80er Jahren setzte die konservative Regierung unter Margaret Thatcher (1979–1990) Reformen um und verfolgte eine Wirtschaftspolitik des Monetarismus um die Inflation zu bekämpfen und Staatsschulden zu verringern. Zudem fanden Deregulierungen im Arbeitsmarkt und im Finanzsektor statt. Auch wurden staatliche Unternehmen privatisiert und einige Subventionen abgeschafft. Dies führte zu teilweise erhöhten Arbeitslosigkeitszahlen, aber auch zu einem wirtschaftlichen Wachstum, speziell im Dienstleistungssektor. 1990 gab es gewalttätige Proteste gegen eine neue Kopfsteuer, welche 1992 wieder abgeschafft, und durch eine andere Steuer ersetzt wurde. In die Ära Thatcher fiel auch die Rückeroberung der 1982 von Argentinien besetzten Falklandinseln. Die Konservativen waren bis 1997 an der Macht. 1997 siegte New Labour in den Unterhauswahlen, deren Vorsitzender Tony Blair wurde Premierminister. Im gleichen Jahr am 1. Juli wurde die britische Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben.


Im Zuge einer Verfassungsreform (z. B. Scotland Act 1998) erhielten Schottland, Wales und Nordirland 1999 eigene Parlamente. 1998 wurde der Human Rights Act 1998 verabschiedet, welcher festlegt, dass alle Menschenrechte, die in der Europäischen Menschenrechtskonvention niedergelegt sind, ausdrücklich auch im Vereinigten Königreich gelten.


Ab 2001 beteiligte sich Großbritannien mit den Vereinigten Staaten am Krieg gegen den Terror in Afghanistan, und im Irakkrieg zwischen 2003 und 2011.


2007 trat Tony Blair als Premierminister von seinen Ämtern zurück, sein Nachfolger war der bisherige Schatzkanzler Gordon Brown. Brown verlor die britischen Unterhauswahlen 2010, sein Nachfolger wurde David Cameron (Tories).


Über den weiteren Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich fand am 18. September 2014 ein Referendum in Schottland statt, in dem die die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich von der Mehrheit der Wähler abgelehnt wurde.


In einem Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union stimmten am 23. Juni 2016 51,9 Prozent der Wähler bei einer Wahlbeteiligung von 72 % für den Austritt aus der Europäischen Union, den sog. BREXIT.[42] David Cameron hatte für den Verbleib gekämpft und erklärte daher seinen Rücktritt, wirksam im Oktober. Bereits am 13. Juli übernahm seine Parteifreundin Theresa May das Amt des Premierministers. May leitete den EU-Austritt gemäß Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union am 29. März 2017 durch schriftliche Mitteilung an den Europäischen Rat formal in die Wege. Der planmäßige Austritt sollte zum 30. März 2019, 0:00 Uhr wirksam werden. Auf Ersuchen der britischen Regierung stimmte die EU einer Verschiebung des Austrittstermins auf den 12. April 2019 zu. Falls bis zu diesem Termin eine Zustimmung des britischen Parlamentes zum vorliegenden Austrittsvertrag erfolgt ist eine Verlängerung des geordneten Austritts bis zum 22. Mai 2019 möglich, andernfalls erfolgt am 12. April 2019 der ungeregelte Austritt.


Das Vereinigte Königreich ist ein Einheitsstaat und formal eine konstitutionelle Monarchie. Das Staatsoberhaupt ist zurzeit Königin Elisabeth II. Sie ist ebenfalls das Staatsoberhaupt in 15 weiteren unabhängigen Ländern des Commonwealth. Die Verfassung des Landes ist nicht kodifiziert. Diese besteht vielmehr aus Gewohnheitsrecht, erlassenen Gesetzen mit Verfassungsrang und dem Common Law, die zusammen als britisches Verfassungsrecht bezeichnet werden. Da es keinen Unterschied gibt zwischen Statuten und sogenanntem konstitutionellem Recht, kann das britische Parlament „konstitutionelle Reformen“ umsetzen, indem es gewöhnliche Acts of Parliament erlässt. Es besitzt die Macht jegliches geschriebene oder ungeschriebene Verfassungselement abzuändern, jedoch dürfen nachfolgende Regierungen diese Änderungen ebenfalls umwandeln oder wieder rückgängig machen. Es gibt allerdings Gesetze mit De-facto-Verfassungsrang, wie beispielsweise die Bill of Rights. Grundsätzlich gilt, dass große Ausgestaltungsfreiräume für Gesetze bei den Gerichten liegen, da das britische Rechtssystem auf dem Prinzip des Gewohnheitsrechts (vgl. „conventions“) und der richtigen Auslegung von Präzedenzfällen durch Gerichte fußt.


Anfänglich bildete die Magna Carta (1215) das erste Staatsgrundgesetz, allerdings räumte sie nur einer kleinen Oberschicht von Adligen (Council of Barons) gewisse Rechte ein. Gleichwohl gilt das Vereinigte Königreich als das Land Europas mit der ältesten demokratischen Tradition, da das Parlament spätestens seit der Glorious Revolution (1688/89) und der damit verbundenen Bill of Rights stetig an Bedeutung gewonnen hat.


Das Vereinigte Königreich wird zentralistisch regiert und verwaltet, allerdings sind im Zuge der „Devolution“ (Dezentralisierung) seit den 1990er Jahren in unterschiedlichem Maße Kompetenzen an Schottland, Wales und Nordirland übertragen worden. England als vierte und größte Nation des Vereinigten Königreichs verfügt über keine eigene Exekutive und Legislative. Im Nachgang des gescheiterten schottischen Unabhängigkeitsreferendums von 2014 sind weitere Kompetenzen an Schottland übertragen worden, die sich auch auf das Devolutionsgefüge in den anderen Landesteilen auswirken. Die wichtigen Wahlen zu den regionalen Parlamenten in Belfast, Cardiff und Edinburgh fanden im Mai 2016 statt.[43]


Im Demokratieindex 2016 belegt das Land Platz 16 von 167 Ländern, womit es als eine „vollständige Demokratie“ gilt.[44] Am 6. Februar 1918 erhielten die sechs Millionen[45] Frauen über 30 Jahren, die über persönliches Eigentum verfügten, das Wahlrecht.[46] Erst seit 1928 aber gelten für Frauen dieselben Kriterien für die Zulassung zum Wahlrecht wie für Männer.[45]


Regierung


Amtierende britische Premierministerin Theresa May (Conservative Party)

Das Vereinigte Königreich ist formal eine konstitutionelle Monarchie, da der britische Monarch theoretisch die Regierung absetzen kann, in der Praxis aber aufgrund eines jahrhundertelangen Gewohnheitsrechts nicht von diesem Recht Gebrauch macht. Es handelt sich daher de facto um ein parlamentarisches Regierungssystem in Form einer parlamentarischen Monarchie, basierend auf dem Westminster-System.


Die Stellung des Premierministers ist die des Regierungschefs. Er übernimmt die Führung der Partei oder Koalition, die die Mehrheit im Parlament besitzt. Der Premierminister wählt die Mitglieder des Kabinetts aus, die formal durch den Monarchen ernannt werden und Her Majesty’s Government bilden. Aus Gründen der Konvention respektiert der Monarch die Entscheidungen des Premierministers. Regierungschefin ist seit 2016 Premierministerin Theresa May, sie steht dem Kabinett May II vor.


Das Parlament besteht aus dem House of Lords (Oberhaus) sowie dem House of Commons (Unterhaus) und tagt im Palace of Westminster in London. Die Mitglieder des House of Lords sind heute größtenteils Angehörige des nichterblichen Verdienstadels, einige Adelige mit erblichen Adelstiteln sowie 26 anglikanische Bischöfe. Die Abgeordneten des House of Commons werden nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt. Das demokratisch legitimierte House of Commons ist der heutzutage dominierende Zweig des Parlaments, in dem alle Gesetze eingebracht und verabschiedet werden. Aufgrund der „parliamentary sovereignty“ ist das Parlament die einzige gesetzgebende Institution in Großbritannien. Die Parlamentssouveränität ist zudem der Grund, weshalb es keine Verfassungsgerichtsbarkeit gibt.


Staatsoberhaupt

→ Hauptartikel: Britische Monarchie


Königin Elisabeth II.

Der König oder die Königin ist das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs und auch das Staatsoberhaupt von 15 weiteren Staaten im Commonwealth of Nations wie auch der Kronbesitztümer (engl. crown dependencies). Der Monarch, zurzeit Königin Elisabeth II., ist theoretisch Inhaber der exekutiven, legislativen und judikativen Gewalt. Aufgrund des Gewohnheitsrechts ernennt der Monarch den Vorsitzenden der größten Partei im Unterhaus zum Premierminister. Theoretisch besteht aber die Möglichkeit, einen beliebigen britischen Bürger zum Premierminister zu ernennen, sofern er nicht dem Oberhaus (House of Lords) angehört.


Der Monarch erteilt die königliche Genehmigung (Royal Assent) zu einem von den anderen beiden Kammern des Parlaments verabschiedeten Gesetz, obgleich er theoretisch die Möglichkeit besitzt, dies zu verweigern. Der Royal Assent wurde gemäß dem verfassungsähnlichen Gewohnheitsrecht von der amtierenden Königin bisher in zumindest 39 Fällen verweigert.[47]


Der Monarch kann das Unterhaus jederzeit auflösen, tut es aber nur auf Empfehlung des Premierministers. Andere Hoheitsrechte wie die Ernennung von Ministern oder Kriegserklärungen fallen in die alleinige Kompetenz des Premierministers oder des Kabinetts.


Heutzutage übt der Monarch eine fast rein zeremonielle Rolle aus; seine Macht ist durch Gewohnheitsrecht und die öffentliche Meinung eingeschränkt. Der Verfassungstheoretiker Walter Bagehot schrieb konstitutionellen Monarchen 1867 generell drei grundlegende Rechte zu: „Das Recht, angehört zu werden, das Recht, Rat zu erteilen und das Recht zu warnen.“[48] Der amtierende Premierminister trifft sich wöchentlich mit dem Monarchen zu vertraulichem Gedankenaustausch.[49]


Militär

→ Hauptartikel: Streitkräfte des Vereinigten Königreichs


Das Hauptgebäude des Verteidigungsministeriums des Vereinigten Königreichs

Das Vereinigte Königreich hat etwa 150.000 Soldaten[50] und leistete sich im Jahr 2015 mit 55,5 Milliarden US-Dollar die höchsten Militärausgaben in Westeuropa[51] und gilt als eine der führenden Militärmächte der Welt. Traditionell und geographisch bedingt haben Marine und Luftwaffe gegenüber dem Heer in den Streitkräften des UK ein relativ großes Gewicht.

Das Heer hat eine Sollstärke von etwa 82.000 Soldaten (2010 waren es noch 102.000 Soldaten).[52] Das Vereinigte Königreich lag 2018 auf Platz 74 von 155 Ländern im Globalen Militarisierungsindex (GMI).[53] Gemäß dem Ranking von Global Firepower (2018)[54] besitzt das Land die 6. stärkste militärische Kapazität weltweit und die 3. stärkste in Europa.


Das UK hat seit 1952 Atomwaffen. Ihr Bestand wurde seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich reduziert; das heute ausschließlich auf Atom-U-Booten stationierte nukleare Abschreckungspotential Großbritanniens soll modernisiert werden. Das Heer hat derzeit 249 Kampfpanzer. Die Luftwaffe hat rund 250 Kampfflugzeuge und rund 600 sonstige Flugzeuge. Die Royal Navy ist mit 65 Kriegsschiffen und 11 U-Booten eine der größten Marinen der Welt.[50] Im Juni 2017 ging der neue Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth (R08) erstmals auf Probefahrt; es hat etwa 3,5 Milliarden Pfund gekostet.[55]


Die britischen Streitkräfte unterhalten etliche Militärbasen im Ausland. Hierzu gehören mehrere Basen in Deutschland mit ca. 5.200 Soldaten (Stand 2015) sowie zwei britische Hoheitsgebiete auf Zypern mit etwa 7.000 Soldaten. Außer den Vereinigten Staaten hat kein Staat mehr Soldaten im Ausland stationiert als das Vereinigte Königreich.


Krieg gegen den Terror



Britische Soldaten des 42. Commando der Royal Marines während der Operation Sond Chara 2008

Das Vereinigte Königreich ist ein Verbündeter der Vereinigten Staaten im „Krieg gegen den Terror“. Es hat mit Luft- und Bodentruppen im Irakkrieg mitgewirkt und wirkt im Krieg in Afghanistan mit. Im Jahr 2000 wurde ein Anti-Terror-Gesetz (Terrorism Act 2000) ratifiziert. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten wurde im November 2001 der „Anti-Terrorism, Crime and Security Act“ ins Parlament eingebracht. Er wurde verabschiedet und trat am 14. Dezember 2001 in Kraft. Als Reaktion auf die Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London wurde ein weiteres Anti-Terrorismus-Gesetz verabschiedet.[56] Großbritannien wurde vorgeworfen, im Kampf gegen den Terror Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Zwölf Verdächtige im Zusammenhang mit Terroranschlägen werden aufgrund der Möglichkeiten des Anti-Terror-Gesetzes bereits mehrere Jahre ohne Anklage in Hochsicherheitsgefängnissen in Großbritannien eingesperrt.[57] Im Irakkrieg ist es nach Angaben von amnesty International zu Folterungen und Misshandlungen von Häftlingen durch britische und amerikanischen Soldaten gekommen.[58]


Polizei

→ Hauptartikel: Polizei (Vereinigtes Königreich)

Im Landesinneren sind Polizeikräfte aus dem Verteidigungs- oder dem Innenministerium für die öffentliche Sicherheit zuständig. Die Uniform ist gleich. Des Weiteren agiert der Geheimdienst MI5 im Inland.


Außenpolitik


Trotz der Proteste von Menschenrechtsgruppen in Großbritannien gegen die Beziehungen dieses Landes zu Saudi-Arabien, setzt London die Waffenlieferungen an Riad fort.[59]

Das Vereinigte Königreich verfügt noch heute über ein breites Netz an Verbindungen aus der Zeit des British Empire, als es das mächtigste Land der Welt war.


Das Vereinigte Königreich versteht sich als Macht globaler Reichweite und Verantwortung. Es ist ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, der Nordatlantischen Allianz (NATO), der G7, der G20 sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und bleibt noch bis zum Abschluss der Austrittsverhandlungen Mitglied der Europäischen Union (EU). Das Bemühen um enge Beziehungen zu den USA, die zentrale Bedeutung, die der NATO sicherheitspolitisch beigemessen wird und der Erhalt der eigenständigen Handlungsfähigkeit sind Grundlage britischer Außenpolitik. In Zukunft wird das Verhältnis zu den Europäischen Staaten neu definiert werden müssen.


Unter den europäischen Ländern ist Deutschland neben Frankreich (bilaterales Verteidigungsabkommen vom November 2010) der wichtigste Partner; im globalen Rahmen sind es die USA, mit denen das Vereinigte Königreich eine auf gemeinsame historische und kulturelle Wurzeln zurückgehende „special relationship“ pflegt, auch um die besondere transatlantische Verbindung zu erhalten. Als eines der wenigen Länder unterstützte es 2004 die amerikanische Invasion des Irak („Koalition der Willigen“). An diese engen Beziehungen zu den USA will das Vereinigte Königreich auch unter der neuen US-Regierung anknüpfen. Unter anderem möchten beide Länder ein Freihandelsabkommen nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs aushandeln.[60]


Die Regierung strebt zukünftig unter anderem vertiefte wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Indien und der Volksrepublik China an. Außerdem möchte sie die Bedeutung des Commonwealth stärken.[


Das Vereinigte Königreich zählt zu den am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Die britische Wirtschaft ist der Ursprung des sogenannten „angelsächsischen Kapitalismus“, der auf den Prinzipien der Liberalisierung, des freien Marktes, niedriger Besteuerung und geringer Regulierung beruht. Das Land ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von ca. 2,85 Billionen US-Dollar (2015)[67] die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt und hat nach Deutschland das zweitgrößte Bruttoinlandsprodukt in Europa.[68][69] Bei der Kaufkraftparität (KKP) lag es 2013 auf dem achten Platz. Mit 28.300 Euro liegt das BIP pro Kopf im oberen europäischen Referenzrahmen. Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht das Vereinigte Königreich einen Index von 110[70] (EU-28 im Jahr 2015: 100). Das Wirtschaftswachstum lag 2015 bei 2,2 Prozent. Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt das Vereinigte Königreich Platz 8 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).[71] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 12 von 180 Ländern.[72] Im Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International lag das Land 2017 von 180 Ländern zusammen mit Kanada, Luxemburg und den Niederlanden auf dem 8. Platz.[73] Die Beschäftigungsquote erreichte im Frühsommer 2015 mit 73,6 Prozent einen historischen Höchststand. Die Arbeitslosenquote betrug im April 2018 4,1 % und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt und auf dem niedrigsten Stand seit den 1970er Jahren.[74] Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 11,7 %.[75] 2014 arbeiteten 1,3 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 15,2 % in der Industrie und 83,5 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 33,5 Millionen geschätzt.[76]


Die Industrielle Revolution hatte ihren Ursprung im Vereinigten Königreich. Zu Beginn gab es eine Konzentration auf die Schwerindustrie (Schiffbau, Kohlebergbau, Stahlproduktion) und auf die Textilienherstellung. Die Kolonien und Protaktorate des British Empire waren ein Überseemarkt für britische Produkte. Im 20. Jahrhundert verlor der industrielle Sektor immer mehr an Bedeutung. Der Dienstleistungssektor wuchs; er hatte 2016 einen Anteil von etwa 79 Prozent am Bruttoinlandsprodukt.[77]


Die City of London ist das größte Finanzzentrum Europas Finanzgebäude im Canary-Wharf-Komplex.

Die City of London ist das größte Finanzzentrum Europas

Finanzgebäude im Canary-Wharf-Komplex.

Dominiert wird der Dienstleistungssektor von den Finanzdienstleistungen, insbesondere Banken und Versicherungen. Die City of London mit ihren privilegierten Sonderrechten ist der größte Finanzplatz der Welt. Die City ist Sitz der London Stock Exchange, von Lloyd’s of London, der Bank of England und zahlreichen Banken wie HSBC, Citigroup und Barclays. Die City of London besitzt die größte Konzentration von ausländischen Bankniederlassungen in der Welt. Die schottische Hauptstadt Edinburgh ist der fünftgrößte Finanzplatz Europas und Hauptsitz bekannter Unternehmen wie Royal Bank of Scotland und HBOS. Mit dem permanenten Kapitalimport wird das starke Leistungsbilanzdefizit kompensiert, das 2014 einen Rekordwert erreichte. Ebenfalls von großer Bedeutung ist der Tourismus; mit über 29 Millionen Touristen war das Vereinigte Königreich 2016 die achtwichtigste Touristendestination der Welt. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im selben Jahr auf 39,7 Mrd. US-Dollar.[78]



Ein Airbus A380 von British Airways mit Trent 900 Triebwerken. Die Tragflügel und die Triebwerke werden in Großbritannien hergestellt


Ein Jaguar XE von Jaguar Land Rover ist in Großbritannien entwickelt und hergestellt

Das Vermögen pro Kopf im Vereinigten Königreich beträgt laut Credit Suisse 288.806 US-Dollar pro erwachsene Person. Das Land hat damit eines der höchsten pro-Kopf Vermögen der Welt und das insgesamt vierthöchste nationale Gesamtvermögen aller Länder. Die Ungleichheit ist allerdings beträchtlich und der Gini-Koeffizient zur Vermögensverteilung lag bei 73,2, was eine hohe Ungleichheit bedeutet.[79] Im Vereinigten Königreich gab es 2016 schätzungsweise 961.000 Millionäre sowie über 100 Milliardäre.[80]


Die industrielle Fertigung hat heute noch etwa einen Anteil von einem Sechstel am Bruttoinlandsprodukt. Ein bedeutender Zweig ist die Automobilindustrie, wenn auch alle Unternehmen mittlerweile in ausländischer Hand sind. Die Luftfahrt- und Rüstungsindustrie wird dominiert von BAE Systems und Rolls-Royce mit einem bedeutenden Anteil an der weltweiten Raumfahrtindustrie. Ein wichtiges Standbein ist die chemische und pharmazeutische Industrie; mit GlaxoSmithKline und AstraZeneca haben zwei der zehn weltweit größten Pharmaunternehmen ihren Hauptsitz im Vereinigten Königreich.



Erdölraffinerie bei Pembroke

Die britische Landwirtschaft ist im europäischen Vergleich klein, mit einem Anteil von 0,9 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Hingegen besitzt das Land große Reserven an Kohle, Erdgas und Erdöl. Die industrielle Förderung von Bodenschätzen trägt zu 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, was für einen Industriestaat ein hoher Anteil ist. Dieser Anteil wird voraussichtlich sinken, da die Förderung von Kohle, Erdgas und Erdöl ihren Höhepunkt etwa 2000 erreicht hat. Seit 2005 ist Großbritannien Nettoimporteur von Erdöl und die Fördermenge betrug 2010 nur noch 45,9 Prozent verglichen mit der 1999 erreichten Höchstmenge (Peak Oil). Erdgas und Kohle müssen seit einigen Jahren ebenfalls in immer größeren Mengen importiert werden. Bedeutende weltweit tätige britische Unternehmen dieser Branche sind unter anderem BP und Royal Dutch Shell. Die britischen Inseln verfügen über ein sehr großes Potential an regenerativen Energien, vor allem im Bereich Windkraft und Strömungs- sowie Gezeitenkraftwerken, das bisher nur zum kleinen Teil genutzt wird. Der Anteil an regenerativen Energien, darunter auch Sonnenenergie an der Gesamt-Energieversorgung steigt jedoch. Nach Schätzungen könnten im Jahr 2020 etwa 4 Prozent des Energiebedarfs alleine aus Sonnenenergie gedeckt werden.[81] Die Regierung (Kabinett Cameron II) setzt (Stand 2015) auf einen Ausbau der Atomenergie und hat acht Standorte benannt.[82]


Unter allen wichtigen Industrieländern hat Großbritannien das größte Leistungsbilanzdefizit. 2014 betrug es 5,1 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Damit wurde seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Rekordwert erreicht. Letztmals wurde in den 1980er Jahren ein Leistungsbilanzüberschuss erzielt. Ursache ist in erster Linie nicht das seit langer Zeit bestehende Handelsbilanzdefizit, sondern es sind die rückläufigen Nettoerträge der (sinkenden) britischen Investitionen und Vermögensanlagen im Ausland bei steigendem Binnenkonsum. Das Leistungsbilanzdefizit wird seit längerer Zeit durch ausländische Kapitalzuflüsse kompensiert, die sich jedoch bei Zinserhöhungen in den USA (2015/16) oder bei einem Brexit stark verringern und dann zu einer Abwertung der britischen Währung führen könnten.[83]


Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste im Jahr 2015 Ausgaben von umgerechnet 1,134 Billionen US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet etwa 1 Billion US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 134 Milliarden US-Dollar bzw. 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).[84]


Der Schuldenstand des Staates belief sich per Ende 2013 auf 87,2 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Zuge der Banken- und Finanzkrise seit 2007 stieg die Staatsverschuldung stark an.[85] Aufgrund der steigenden Verschuldung und der schwachen Konjunktur des Landes stufte im Februar 2013 die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Vereinigten Königreichs von der Bestnote „AAA“ auf „Aa1“ herab.



Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Royal Society

Die Royal Society (deutsch Königliche Gesellschaft) ist eine 1660 gegründete britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege. Sie...

 
 
Elisabeth II.

Elisabeth II. (englisch Elizabeth II; * 21. April 1926 als Elizabeth Alexandra Mary in Mayfair, London) aus dem Haus Windsor ist seit...

 
 
Commonwealth of Nations

Das Commonwealth of Nations (bis 1947 British Commonwealth of Nations) ist eine lose Verbindung souveräner Staaten, welche in erster...

 
 

Comments


Commenting on this post isn't available anymore. Contact the site owner for more info.
bottom of page